1. – Die Nakba ist mehr als nur ein „Palästinensisches Narrativ“. ——————– 700 000 Palästinenser wurden 1948 von ihren Ländereien vertrieben. Diese Vertreibungen wurden vom zionistischen Wunsch motiviert, einen Staat mit jüdischer Mehrheit auf so viel Land des Britischen Mandatsgebiets Palästina wie möglich zu gründen. Dies ist eine objektive historische Tatsache und keine subjektive Perspektive, die wir brauchen, um in Dialoggruppen sensibel zu sein. In den nach 1948 folgenden Jahrzehnten wurden palästinensische Dörfer zerstört, und Flüchtlinge, die versuchten, zurück zukehren, wurden an der Armee-Grenze von 1948 (Grüne Linie) erschossen. Eine Reihe von Gesetzen wurde in den 50 er-Jahren erlassen, um den Flüchtlingen ihr Land zu nehmen und alles legal zu machen. Während der Zionismus eine Bewegung mit vielen Facetten war mit statistischen und nicht-statistischen Anhängern bis in die frühen 40er-Jahre, so hinterließ die Nakba den Staat Israel als ein koloniales Siedlerprojekt. Ein Projekt, bei dem ethnische Säuberung als legitimes Mittel angesehen wurde, um eine ethnisch jüdische Mehrheit zu errichten und zu erhalten. 2. – Die Besatzung ist ein Symptom, nicht die Krankheit Israel plante 1967 die Westbank und den Gazastreifen nicht zu erobern, aber diese Eroberung wurde sehr schnell ein neuer und schrecklicher Ausdruck des israelischen Siedlerkolonialismus. Die ungefähr eine Million palästinensischer Bewohner dieser Gebiete fielen unter eine brutale militärische Besatzung, die bis heute besteht. Zusätzlich wurden 200 000 Palästinenser Flüchtlinge und einige/ viele ihrer Dörfer wurden zerstört. Liberale Zionisten identifizieren die Besatzung von 1967 falsch als die Wurzel des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Sie phantasieren, als ob man die Uhr auf den 4. Juni 1967 zurückdrehen könnte. Außerdem schreiben sie diesem Datum magische moralische Kräfte zu, als ob alles, was sich vorher ereignete, entschuldbar und alles, was sich danach ereignete, verwerflich sei. Dieser spezielle Cocktail von historischem Gedächtnisschwund und moralischer Zusammenhangslosigkeit ist ein bestimmtes Charakteristikum der liberalen zionistischen Ideologie. 3. – Ethno-Nationalismus ist eine problematische Grundlage, um auf ihm einen multi-ethnischen Staat zu gründen. Die Welt ist kein ethnisch homogener Ort. Egal, wo man lebt, es wird Leute aus verschiedenen Ethnien geben, die mit einander leben. Deshalb stellt die Idee eines nationalen Staates, der strukturell eine Ethnie über alle anderen bevorzugt, ein ernstes moralisches Problem dar. Das gilt für Sri Lanka und Estland wie auch für Israel-Palästina. Wenn einer Ethnizität Rechte und Privilegien über alle andern gegeben wird, dann wird eine Gruppe Menschen in der Tat diskriminiert. In Israel/Palästina äußert sich diese Diskriminierung auf verschiedene Weise, was von der geographischen Örtlichkeit der in Frage kommenden nicht-jüdischen Untertanen abhängt. Palästinenser, die innerhalb der 1967-Grenze leben, erfahren am wenigstens die staatliche Diskriminierung und die, die im Gazastreifen leben, erfahren die schlimmste Diskriminierung. Aber kein Palästinenser wird wie ein Jude unter israelischem Gesetz behandelt. Die Zweistaaten-Lösung, wie sie von den meisten liberalen Zionisten artikuliert wird, ist dazu bestimmt, einen jüdischen Nationalstaat innerhalb der 1967er -Grenzen aufrecht zu erhalten; dies vom Staat erzwungene jüdische Privileg innerhalb des Israel von ( vor) 67 bedeutet auch , dass das Rückkehrgesetz geachtet wird, das Juden von überall in der Welt erlaubt, einzuwandern, während palästinensischen Flüchtlingen das Recht auf Rückkehr verweigert wird. 4. – Das palästinensische Recht auf Rückkehr ist ein moralisches Recht. Diskussionen über das palästinensische Rückkehrrecht konzentriert sich oft auf Fragen des Internationalen Gesetzes, aber die wichtigere Frage ist, ob dies tatsächlich ein moralisches Recht ist. Wenn eine Person gezwungen wird, ihr Heim während einer Kriegszeit zu verlassen, sollte diese Person das Recht der Rückkehr haben, wenn die Kriegsbedingungen vorbei sind. Ich finde es unglaublich schwierig, gegen das Recht der Rückkehr als ein wesentliches Entschädigungsrecht zu argumentieren. Ein Recht, das der Staat Israel systematisch einem sehr großen Anteil des palästinensischen Volkes über ein halbes Jahrhundert verweigert hat. Bedränge einen liberalen Zionisten an diesem Punkt und du wirst deinen Finger auf den sehr internen Widerspruch legen, der ihre Position so schwierig macht. Warum ist die Vorstellung einer Million in ihre zurückkehrender Heimat Palästinenser so schlecht? Jagt dir dies einen Schrecken ein, weil du denkst, Palästinenser sind gefährlich? Hat die Einwanderung von einer Million russischer Juden in den 90er-Jahren in den Staat auch einen Schrecken eingejagt? Fürchtest du, deine jüdischen Privilegien in einem Staat zu verlieren, in dem du nicht mehr zur mit Gewalt aufrecht zu erhaltenden demographischen Mehrheit gehörst? 5. – Jüdische Rechte und palästinensische Rechte sind keine Null-Summe Damit Menschenrechte überhaupt funktionieren, können sie nicht als Nullsumme gedacht werden. Da gibt es keinen logischen oder praktischen Grund, warum jüdische Rechte und palästinensische Rechte nicht zusammen respektiert werden können, egal mit welchem miteinander übereinstimmenden politischen Abkommen man in Israel-Palästina auftritt. Ob dies in einer Ein-Staat-Lösung, einer Zwei-Staat-Lösung oder einer Konföderation ist – die Achtung vor den Rechten aller Betroffenen muss die Grundlage jeder Lösung sein. Für die Palästinenser bedeutet dies, die Auffassung auf zu geben (an der noch einige hängen), dass Juden zusammenpacken müssen und in ihre Ursprungsländer zurückgehen. Für Israelis bedeutet dies die Aufgabe des Festhaltens von gewalttätigem Aufrechterhalten einer demographisch jüdischen Mehrheit. Es kann sogar ein Überdenken einiger seit langem schlafender nicht statistischer Ideen von Zionismus bedeuten, die die Bewegung im frühen 20. Jahrhundert anregten. Aber der liberale Zionismus von heute will dies einfach nicht bringen. Eli Ungar-Sargon (dt. Ellen Rohlfs) Original >>> Eli Ungar-Sargon was born in London and raised in a strict Orthodox Jewish home in Brookline, MA. When he was 13 years old, Eli’s family moved to Israel where he attended a number of religious high schools |